top.tirol Jahrbuch der Wirtschaft 2019, Ein Lehrbeispiel der Europäisierung, Interview mit K. Bergmeister
38 I NT E RV I EW man immer nur über einen gewis- sen Wissensstand und hat immer ein bleibendes Risiko. Nachdem wir jetzt bereits über 100 Kilo- meter ausgebrochen haben, gibt es einen „point of no return“. Der Tunnel wird also fertiggebaut und in Betrieb genommen werden. Das Land Tirol hat sich als Akti- onär aus dem Projekt zurückgezogen. Wie sehen Sie diese Entscheidung? Süd- und Nordtirol finanzieren den Brenner Basistunnel mit einem für beide Länder deutlichen Betrag mit. Tirol ist als Aktionär nicht mehr beteiligt. Im Grunde genommen ist der Brenner Basistunnel ein Bahnprojekt, das schlussendlich Ei- gentum der europäischen Gesellschaft bleibt und das die EU ja zu 40 Prozent mitfinanziert hat. Ich bewerte es als sehr positiv, dass das Land Ti- rol sich gerade in der Anfangsphase vorantreibend be- teiligt hat – auch wenn 2011 die Entscheidung gefallen ist, sich daraus zurückzuziehen. Bahnprojekte sind öffentliche Infrastrukturen, die der Gestaltung und Verbindung von Lebensräu- men dienlich sind. Aus dem Grund sollten sie auch von der öffentlichen Hand, sprich in dem Fall von den Staaten als Eigentum entwickelt und vorangetrieben werden. Der BBT ist eine Schlüsselstelle der Transportseite des Trans- European-Networks. Wie viel fehlt nach seiner Fertigstellung noch, bis das Netzwerk sei- nen Betrieb aufnehmen kann? Im näheren Raum ist die Neu- baustrecke Berlin–München seit 2018 fertig. Außerdem existiert die Neubaustrecke von Verona bis Salerno schon seit 2007. Den schwierigsten Teil – die Alpenunterquerung – haben wir uns sozusagen für den Schluss aufbehalten. Fertig wird das Netzwerk damit aber noch nicht sein. Vor allem fehlen noch so- genannte prioritäre Zulaufstrecken. ImNorden ist das die grenzüberschreitende Strecke mit Bayern, im Sü- den verschiedene Umfahrungen im Bereich Südtirol, Trentino und die Einfahrt nach Verona. Diese Stre- ckenabschnitte sind jeweils national, und deswegen hinken sie hinterher. Hier hat die EU bereits klare – und absolut not- wendige – Worte gesprochen und möchte diese Ab- schnitte zukünftig höher mitfinanzieren, um einen funktionierenden Logistikkorridor zu entwickeln. Die Entwicklung des Brenner Basistunnels setzt hier aber bereits wichtige Impulse, von denen ich hoffe, dass sie auch Wirkung auf den restlichen Korridor er- zeugen wird. Explosiv: Rund 50 Prozent des Brenner Basistunnels werden durch Sprengungen vorangetrieben. „Ich bewerte es als sehr positiv, dass das Land Tirol sich in der Anfangs- phase vorantreibend beteiligt hat.“ © BBT SE (2)
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